#079 Dicht am Rande des Geschehens Teil 2

Shownotes

In der 79. Folge von "Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten" spricht Brigitte Neichl in einem fiktiven Interview mit dem österreichischen SPÖ-Politiker und Staatsmann Adolf Schärf, der von 1957 bis zu seinem Tod 1965 Bundespräsident der Republik Österreich war. Er war der dritte Bundespräsident der 1945 errichteten und 1955 souverän gewordenen Zweiten Republik. An deren Aufbau hatte er maßgeblichen Anteil. Er war auch der erste Bundespräsident, der nach einer sechsjährigen Amtsperiode wiedergewählt wurde. Und Adolf Schärf hat auch einige Bezüge zum 15. Bezirk.

Den 1. Teil des fiktiven Interviews können Sie in Folge 78 hören.

Co-Moderatorin dieser Folge ist dieser Folge ist Birgit Dhibi.

Skript (außer Grätzelkorrespondenzen): Brigitte Neichl

Die Interviewpassagen folgen im Wesentlichen der Autobiografie von Adolf Schärf aus dem Jahr 1963 "Erinnerungen aus meinem Leben", Verlag der Wiener Volksbuchhandlung.

Adolf Schärf wird von Museumsmitarbeiter Michael Kohl dargestellt.

Weitere Inhalte:

  • Nächste Veranstaltungen
  • Ausblick auf die nächste Folge

Im Blogartikel zur Podcast-Folge finden Sie ein Transkript dieser Folge, viele weitere Informationen und Links.

Wenn Sie Fragen, Anregungen und/oder Ideen für den Podcast haben, interessante Menschen aus dem 15. Bezirk kennen oder selbst etwas zu erzählen haben, melden Sie sich unter podcast@bm15.at

Hier erfahren Sie mehr über Ziele und Inhalte von "Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten"

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Intro/Outro (Musik & Stimme)

Nigora Makhmudova

Michael Stark

Transkript anzeigen

00:00:00: Intro

00:00:23: Hallo, Birgit? Hallo, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, bei dieser Sonderfolge aus ausgegebenem Anlass.

00:00:44: Du meinst die Überlänge des fiktiven Interviews mit Adolf Schärf?

00:00:49: Genau, heute geht es im Wesentlichen um den zweiten Teil dieses Gesprächs.

00:00:54: Ja, dann würde ich sagen, halten wir uns gar nicht lange auf und starten los.

00:00:59: Ja klar, das machen wir. Ich wollte nur noch für jene, welche die Folge 78 noch nicht gehört haben ...

00:01:06: Was wir aber sehr empfehlen ...

00:01:08: was wir definitiv empfehlen! Aber auf jeden Fall wollte ich noch sagen, dass unser Kollege Michael Kohl den ehemaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf darstellt.

00:01:19: Und dann wollte ich noch ganz offiziell und wie üblich unsere Hörerinnen und Hörer begrüßen.

00:01:26: Hallo und herzlich willkommen zur 79. Folge von 2x Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten.

00:01:34: Mein Name ist Brigitte Neichl, unterstützt werde ich von meiner Kollegin Brigitte Dhibi.

00:01:39: Warum wir inzwischen bei 2x15 Minuten gelandet sind, erfahren Sie übrigens im Folge 47.

00:01:47: Den Link finden Sie in den Shownotes.

00:01:50: Im Folgenden bleiben wir aber einfachheitshalber bei der gewohnten Bezeichnung Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten.

00:01:58: Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert vom Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus, dem Veranstaltungsmuseum im Herzen des 15. Bezirks.

00:02:08: Das Museum bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Events für Erwachsene und Kinder und diesen Podcast.

00:02:16: Wer dazu finden Sie auf www.museum15.at.

00:02:21: Und jetzt ... ... geht's los.

00:02:24: Bereits am 24. Oktober kontaktierte Sie Otto Glöckel und hatte einen Vorschlag für Sie.

00:02:31: Glöckel eröffnete mir, das Ende des Krieges sei zu erwarten.

00:02:36: Die Monarchie sei im Zusammenbruch.

00:02:39: Es gelte nun, aus den Trümmern des alten Staates etwas Neues aufzubauen.

00:02:45: Karl Seitz habe dabei eine große Rolle zu spielen.

00:02:50: Er sei aber so überlastet, dass man ihm zur Erleichterung seiner Arbeit einen Sekretär beigeben müsse.

00:02:58: Ob mir das gefalle.

00:03:00: Ich sagte "Ja" und wurde darauf sofort zur Seitz geführt.

00:03:05: Karl Seitz wurde zum Präsidenten der provisorischen Nationalversammlung. Nach dem Tod von Victor Adler am 11.11.1918 Vorsitzender des Sozialdemokratischen Parteivorstandes

00:03:18: und nach den Wahlen vom Februar 1919 nach dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht von Männern und Frauen,

00:03:27: erstes Staatsoberhaupt der Republik Österreich - bis Dezember 1919 zur Wahl von Michael Hainisch.

00:03:34: Die Sozialdemokraten wurden mit 40,76% der Stimmen die stärkste Partei vor den Christlichsozialen mit 35,94%.

00:03:46: Und den Deutschnationalen mit 22,77%. Was waren Ihre Aufgaben?

00:03:54: Ich trat am 25. Oktober 1918 den Dienst bei Seitz an, als "mit der Versehung der Obliegenheiten eines ihm zur persönlichen Dienstleistung zugeteilten Beamten" betraut.

00:04:11: Von der Verwendung im Bezirksgericht Rudolfsheim wurde ich freigestellt.

00:04:16: Einige Tage nach meiner Berufung machte man mir den Vorschlag, auch die Arbeit des Sekretärs der Parlamentsfraktion der Sozialdemokratischen Abgeordneten zu übernehmen.

00:04:29: Noch etwas später wurde mir die Führung des Sekretariats der Sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten von Niederösterreich übertragen.

00:04:40: Ich war so recht plötzlich und unvermittelt vom Schreibtisch eines Bezirksgerichtes in eine Stellung geraten, die mir Einblick, Mitberatung und Mitwirkung in den wichtigsten Bereichen des öffentlichen Lebens und in der sozialdemokratischen Partei gewährte.

00:04:58: Am 11.5.1919 kam der Sohn Reinhold zur Welt. Mitte April bekamen Sie dann mit Ihrer Familie eine Zimmer-Küche-Wohnung am Mattisplatz im 15. Bezirk.

00:05:11: Dieser wurde 1912 nach dem Bezirksvorsteher von Fünfhaus Josef Mathis benannt.

00:05:17: 1924 wurde er aus dem amtlichen Verkehrsflächenverzeichnis gestrichen. Seither befinden sich hier der Eberthof und der Ebertpark.

00:05:27: Die Wohnung lag in der Nähe des Schrebergartens ihrer Mutter.

00:05:31: Ihr Vater starb am 11. November 1919. Im Mai 1919 wurde der Universitätsprofessor Hans Kelsen von Staatspräsident Karl Renner mit der Erstellung einer Verfassung beauftragt.

00:05:47: Diese sollte die von Renner selbst rasch geschriebene provisorische Verfassung vom 30. Oktober 1918 ersetzen.

00:05:56: Im Juni 1920 zerbrach die Große Koalition.

00:06:02: Am 1. Oktober 1920 erfolgte der Gesetzesbeschluss über das Bundesverfassungsgesetz.

00:06:10: Vor allem hervorzuheben ist das von Kelsen entwickelte System der Verfassungsgerichtsbarkeit, das sich bewährt hat und auch Vorbild für eine ganze Reihe vergleichbarer Institutionen in vielen anderen Staaten wurde.

00:06:25: Hans Kelsen wird als Vater des Bundesverfassungsgesetzes, des B-VG, bezeichnet. Auch wenn er nicht der alleinige Autor des Gesamttextes ist.

00:06:37: Er hatte aber bestimmenden inhaltlichen Einfluss auf diese rechtliche Basis der Republik Österreich.

00:06:45: Die Gespräche, die ich im Jahre 1920 mit Kelsen und mit anderen, die an der neuen Verfassung arbeiten führen konnte, sind mir in schönster Erinnerung geblieben.

00:06:57: Und ich bin stolz darauf, dass ich es war, der 1945 die Anrufung gab, den Antrag stellte, Kelsenswerk seine Verfassung auch zur Grundlage des Verfassungslebens in der zweiten Republik zu machen.

00:07:13: Bei der Wahl um 17. Oktober 1920 erreichten die grüßlich-sozialen 43,53% der Stimmen und die Sozialdemokraten 35,52%.

00:07:27: Fünf Tage später beschlossen diese, die weitere Teilnahme an der Regierung abzulehnen und schieden am 20. November endgültig aus.

00:07:36: Michael Heinisch wurde zum Bundespräsidenten berufen. Karl Seitz wurde zum zweiten Präsidenten des Nationalrates gewählt. Sie arbeiteten weiter für ihn.

00:07:48: Im Juli 1921 verbrachten sie ihren ersten gemeinsamen Urlaub mit ihrer Familie. Wo waren sie dann?

00:07:56: In Bodensdorf am Osteachrsee. Ich fühlte mich frei von Sorgen, hielter, fühlte sich wohl und gesund. Sie war eine gute Schwimmerin.

00:08:08: Ich selbst und die Kinder konnten uns nur im sechten Wassertumel. Wir ruderten viel im Boot. Wir machten Ausflüge auf die Berge der Umgebung.

00:08:19: 1922 übersiedelten sie in eine größere Wohnung in der neu errichteten Siedlung Schmelz in die Posinger Gasse 25, den sogenannten "Plan-Speckenhof".

00:08:34: Die Wohnung bestand aus einer Wohnküche, einem Zimmer, zwei Kabinetten und einem Vorzimmer. Die Mauern des Neubauers waren noch feucht, als wir heimzogen.

00:08:48: Im neuen Heim hatten wir ausreichend Platz. Eine junge Hausgehilfin wurde zu einer großen Erleichterung für meine Mutter, die Kinder und uns alle.

00:08:59: Nun begann sich ein richtiges, schönes Familienleben zu entfalten. Mein Bruder und seine Angehörigen besuchten uns mehrmals in der Woche.

00:09:11: Ich war nicht mehr so häufig durch meinen Dienstabend im Parlament zurückgehalten.

00:09:17: Die Kinder waren schon größer und nahmen an allem lebhaften Anteil. Dem Hausgegenüber lag auf der anderen Gassenseite in damals noch unverwendet gebliebener Theel der Schmelz.

00:09:30: Zum Schrebergarten meiner Mutter war es nicht weit.

00:09:34: Im Sommer 1923 erhielten meine Mutter und meine Schwester eine Wohnung in einem Nachbarhaus. Kurz, ein großer Teil der weiteren Familie lebte jetzt nahe besannen.

00:09:48: Sonntags machten Hilde und ich mit den Kindern gerne Ausflüge in den Wienerwald.

00:09:55: An regnerischen Sonntenfayertagen ging ich mit ihr und später auch mit Martha in eines der vielen Museen in Wien.

00:10:04: Im Jahr 1923 kam Martha im Jahre 1925 reinwohlt in die Volksschule.

00:10:11: Am 13. November 1923 wurde Karl Seitz zum Wiener Bürgermeister und sie arbeiteten weiter für ihn.

00:10:21: Ebenso waren sie Matthias Eldersch dem nunmärigen 2. Nationalratspräsidenten zugeteilt.

00:10:29: Das Jahr 1924 war für ihre Familie sehr schwierig.

00:10:35: An Martha wurde ein schwerer Lungenspitzenkartal festgestellt und sie wurde in die Heilernstalt Grimmestein beedlitz gebracht.

00:10:46: Mit der Februar musste ihr Hilde nachfolgen, solid am beiderseitigen Lungenspitzenkartal, einer Krankheit, die sie offenbar nach der Geburt reinholz erworben hat.

00:10:58: Diese hat wohl durch die anfänglich feuchte Wohnung in der Posinger Gasse eine Verschlechterung erfahren.

00:11:05: Während der Abwesenheit von Frau und Kindern, Renholt war beverwandt in Graz, ließ sich die Wiener Wohnung frisch herrichten.

00:11:15: Den Sommer verbrachten wir dann in Altausee.

00:11:18: Wir genossen die Landschaft und wir machten Ausflüge in die weitere Umgebung bis nach Ischel und auf den Schafberg.

00:11:27: Am 20. Dezember 1924 trat das Schillingsrechnungsgesetz in Kraft, das die Kronenwährung ablöste.

00:11:36: Aus 10.000 alten österreichischen Kronen wurde nun ein Schilling.

00:11:42: Die Kur in Grimmestein hatte für Hilde doch nicht den erhofften Erfolg gebracht und auch Renholt wurde von derselben Krankheit befallen.

00:11:51: Ja, auf ärztlichen Rat vor dem Beide Ende April 1925 nach Lussingrande an der Adria.

00:12:00: Ich brachte zu Ostern auch mal zu dorthin.

00:12:04: Der Aufenthalt am Meer und in der neuen Umgebung hat allen Drehen gut getan.

00:12:10: Von den italienischen Ärzten wurde Hilde versichert,

00:12:14: bei ihr werde sich der endgültige Erfolg der Kur erst im Winter einstellen.

00:12:20: Renholt ist sehr ganz gesund geworden.

00:12:23: Das Befinden von Mörter habe sich gebessert.

00:12:26: Ende März 1926 endete ihr Aufenthalt im 15. Bezirk.

00:12:33: Nur ihre Mutter und ihre Schwester wohnten noch in der Posse in der Gasse.

00:12:38: Wohin übersiedelten sie?

00:12:40: Mir zogen in ein Haus Ecke für Ronegagasse und Herrn Eiser Hauptstraße.

00:12:46: Die Eckwohnung im dritten Stock bestand aus Drehzimmern, Badezimmern,

00:12:52: Dienstbotenzimmern und Vorzimmern.

00:12:55: Das Leben in dieser Wohnung wurde weit angenehmer als in der Früh herrern.

00:13:01: Während wir in der Possegagasse einen ziemlich weiten Weg zur Drande gehabt hatten,

00:13:08: lagen nun Straßenbahnhaltestelle nach allen Richtungen

00:13:12: und eine Stadtbahnhaltestelle in der nächsten Nähe.

00:13:15: Auch die Kinder hatten keinen weiten Weg in die Schule.

00:13:19: Es gab den Esshoffplatz Engelmann und das Jörgerbad in Schwimmbad in der Nähe.

00:13:25: In der Wohnung begann für uns ein noch schöneres Leben.

00:13:29: Für meine Mutter war der tägliche Weg in die Faronne Gagasse zu weit.

00:13:34: Aber sie lebte nicht einsam, wenn eine Schwestervanne wohnte bei ihr

00:13:39: und fast immer auch Kinder oder Enkelkindermänner brüder.

00:13:43: Es musste sehr schlechtes Wetter sein, wenn sie immer nicht in den Schrebergarten ging.

00:13:49: Oft meinte sie, wenn ich einmal nicht per täglich in den Garten gehen kann,

00:13:54: dann geht es mit mir zu Ende.

00:13:56: Der Brand des Wiener Justizpalastes 1927 begann am 15. Juli 1927

00:14:04: als Unmussäußerung gegen ein als skandalös empfundenes Urteil eines geschworenen Gerichts

00:14:10: und endete mit Polizeischüssen in die demonstrierende und das Justizgebäude angreifende Menge.

00:14:17: Es gab 84 Todesopfer unter den Demonstranten und fünf auf Seiten der Polizei.

00:14:24: Dazu hunderte Verletzte auf beiden Seiten.

00:14:28: Bekannteste Persönlichkeiten der sozialdemokratischen Partei

00:14:33: bemühten sich an Ort und Stelle um eine Entähmung der Ausschreitungen.

00:14:38: General Körner fragte die im Justizpalast festgehaltenen Machtleute in Sicherheit.

00:14:44: Selbst auf einem Löschwagen stehend, wo Belchin begleitete,

00:14:49: suchte die Feuerwehr durch die aufgeregte Menge hindurch, an den Brandplatz zu bringen.

00:14:55: In der österreichischen Politik haben die Vorfälle dieses Tages die Auslegung, die Auswertung der

00:15:02: Ereignisse, den Gegensatz zwischen der Sozialdemokraten und der christlich-sozialpartei auf das

00:15:08: heftigste gesteigert. Der 15. Juli wurde ein Wendepunkt. Er hat eine Bürgerkrieg-Stimmung

00:15:16: vorbereitet. Die im Jahr 1929 ausgebrauchene Weltwirtschaftskrise wirkte sich auch nach

00:15:24: Österreich aus. Bankens zusammenbrüche erschütterten nicht nur die Wirtschaft,

00:15:29: sondern auch das politische Leben auf das Ärzte. Die Heimwehren gingen zum

00:15:35: bewussten Angriff gegen die demokratische Staatsform über. Für die Nationalratswahlen

00:15:41: am 9. November 1930 wurden sie von der sozialdemokratischen Partei wieder auf die

00:15:48: Kandidatenliste gesetzt. Diesmal im Malgräß Rudersheim, Otterkring, Herr Nals,

00:15:54: die Sozialdemokraten gingen aus dieser Wahl als die stärkste Partei hervor. Die Konstituierung des

00:16:02: Nationalrates fand am 4. Dezember 1930 statt. Der Sozialdemokrat Eldersch, mein Chef, seit

00:16:11: 1923, 2. Präsident des Nationalrates, wurde nun zum 1. Präsidenten gewählt, zum 2. der

00:16:19: christlichsoziale Dr. Ramek und zum 3. Präsidenten der Großdeutsche Dr. Straffner.

00:16:25: Am 20. April 1931 starb Matthias Eldersch. Am 29. April wurde der 1. Staatskanzler der

00:16:35: Republik Dr. Karl Renner zum 1. Präsidenten der Sanzorelrates gewählt. Ich blieb ihm auch zugedeilt.

00:16:44: Und die gleiche Zeit wurde mir der Hofratstitel verlieren. Am 20. Mai 1932 bildete Dr. Dolphus

00:16:53: eine Regierung. Sie bestand aus christlichsozialen Landbündnern und Heimatblöcklern. Ich machte

00:17:02: mich mit dem Gedankenvertraut, den Dienst im Parlament und im Abgeordnetenhaus zu verlassen

00:17:08: und eine Beschäftigung bei einem Sozialversicherungs-Intituts anzustreben.

00:17:13: Am 30. Jänner 1933 kam Adolf Hitler in Deutschland an die Macht. In Österreich nutzte

00:17:22: Dolphus die sogenannte Selbstausschaltung des Parlaments am 4. März 1933 zum Aufbau eines

00:17:29: autoritärständischen Staatswesens mit ausgeprägt perekalfaschistischen Tendenzen.

00:17:35: Im Februar 1934 wurden sie als Beamter des Parlaments vom Dienst suspendiert, ihr Gehalt

00:17:43: gekürzt und sie einer Disziplinaruntersuchung unterzogen und inhaftiert. Ab April waren

00:17:51: sie drei Monate lang im Anhaltelager Wölersdorf interniert. Engelberg Dolphus wurde am 25.

00:17:59: Juli bei einem nationalsozialistischen Putschversuch ermordet. Sie beschlossen, wieder die Rechtsanwaltschaft

00:18:07: anzustreben. Ich besuchte vom Herbst 1934 an einen Kurs zur Vorbereitung auf die Rechtsanwaltsprüfung.

00:18:16: Ich setzte also dort fort, wo ich 1918 aufgehört hatte. Ende 1934 wurde das gegen mich als

00:18:26: Staatsbeamte eröffnete Disziplinarverfahren eingesteckt und ich wurde in den Ruhestand versetzt.

00:18:33: Im Oktober und November legte ich die Rechtsanwaltsprüfung ab. Marta legte im Sommer 1935 die Reifeprüfung

00:18:43: mit Vorzug ab. Vom Herbst 1935 an besuchte sie einerseits das Reinerziminar zur Theaterausbildung,

00:18:52: andererseits aber Universitätsvorlesungen über Anklistik. Im Sommer 1935 starb Otto Klöcke.

00:19:02: Mitte April 1936 wurde ich in die Rechtsanwaltsliste eingetragen, wurde ich Advokat und öfterte

00:19:11: eine eigene Rechtsanwaltskanzlei. Marta traf Ende September 1937 beim Zürich

00:19:19: der Schauspielhausein. Reinhold trat zum Militärdienst an.

00:19:25: Am 12. März 1938 überschritten deutsche Einheiten die Grenze zwischen dem Nationalsozialistischen

00:19:32: Deutschen Reich und Österreich. Am 13. März 1938 wurde der sogenannte Anschluss mit dem

00:19:41: Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich programmieren. Dieses

00:19:47: Gesetz wurde im Nachhinein durch die von Propaganda und Einschüchterung gekennzeichnete

00:19:52: Volksabstimmung vom 10. April 1938 legitimiert. Sie wurden wieder verhaftet.

00:20:00: "Die Polizei holte mich aus meiner Wohnung in dem Polizeiarist von Herrn Als. In einem

00:20:06: Taxi, das ich selbst bezahlen musste, wurde ich in das Polizeigefängnis auf der Elisabeth-Brominate

00:20:12: übersteht. Wie durch ein Wunder gelang es meiner Frau, meine Freilassung zu erwirken.

00:20:19: Ich musste bei der Entlassung im Gelöbnis unterschreiben und kam dann 15 Tage nach

00:20:26: der Anhaltung wieder nach Hause. Marta entschloss sich auf Theaterlaufbahn zu verzichten.

00:20:33: Sie entschied sich mit 1. Jänner 1939 bei der Gemeinde Wien als Fürsorgerin einzutreten.

00:20:41: 1940 begann sie Medizin zu studieren. Am 21. Dezember 1941 brach der Enbrief die Nachricht

00:20:53: von Tote Reinholz an der Ostland. Am selten Tag starb meine Mutter.

00:21:00: Im August 1944 wurden sie neuerlich bei einem Urlaub in der Steiermark verhaftet und von

00:21:07: der Gestapo auf den Mordzinplatz überstehen.

00:21:10: Meine Frau gelang es zum dritten Mal, mir wieder die Freiheit zu verschaffen. Der Umstand,

00:21:19: das unser Sohn auf dem Schlachtfeld das Leben gelassen hatte, dürfte bei der Entscheidung

00:21:24: über mich Bedeutung gehabt haben. Es war am 28. September 1944, als ich frei ging.

00:21:35: Wie lange hat sie über fünf Wochen gedauert? Die Rote Amäe erreichte am 29. März 1945

00:21:44: Niederösterreich. Sie kam über die bucklige Welt. Das Ziel war Wien. Am 2. April wurde

00:21:50: Wiener Neustadt eingenommen. Am 5. April begann der Kampf um Wien. Nach etwas mehr

00:21:56: als einer Woche war er vorbei. Am 8. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich die Kriegshandlung

00:22:05: und wurden daraufhin in ganz Österreich eingestimmt.

00:22:09: Ich trat bereits am 12. April bei den Verhandlungen um die Schaffung einer neuen Gemeindeverwaltung

00:22:17: für Wien auf. Im roten Salon des Wiener Rathauses wurde die sozialistische Partei Österreichs

00:22:25: wieder gegründet. Am 20. April 1945 kam ich zum ersten Mal mit dem nun 73 Jahre alten

00:22:36: Doktor Renner zu einer Besprechung über die Bildung in der Regierung zusammen.

00:22:40: Vom Dezember 1945 bis Mai 1957 waren sie Vorsitzende der SPÖ und Abgeordneter zum

00:22:50: Nationalrat. Von April bis Dezember 1945 Staatssekretär, anschließend bis 1957 Vizekanzler.

00:23:00: In dieser Eigenschaft nahmen sie mit Julius Raab, Bruno Kreisky und Leopold Fiegel an

00:23:07: den Staatsvertragsverhandlungen teil. Ihre Frau Hilder wurde 1947 erste Vorsitzende

00:23:16: der Wiener Landesorganisation Volkshilfe Wien. Sie starb 1956. Nach dem Tod Theodor Körners

00:23:26: wurden sie am 5. Mai 1957 zum Bundespräsidenten gewählt. Nach Ablauf der Amtsperiode erfolgte

00:23:34: ihre Wiederwahl am 28. April 1963, mit der bis dahin größten Stimmenmehrheit bei Bundespräsidenten

00:23:43: der Wahl der 2. Republik. Sie wohnten ab 1938 im 8. Bezirk in das Kodagasse 1 und lehnten

00:23:51: es ab, in eine Amtswohnung zu übersiedeln. Außenpolitischer Höhepunkt ihrer Präsidentschaft

00:23:59: war 1961 das Wiener Gipfeltreffen des US-Präsidenten John F. Kennedy und des sowjetischen Parteien

00:24:07: Regierungschefs Nikita Khrushtschoff. Ihre Tochter verheiratete Kürle stand ihnen nach

00:24:14: dem Tod ihrer Frau als Förstledi bei der Wahrnehmung repräsentativer Obliegenheiten zur Seite.

00:24:22: Am Sonntag, dem 28. Februar 1965, verstarben sie nach kurzem sehr schweren Leiden in Wien.

00:24:31: Sie wurden in der Präsidentengruf des Wiener Zentralfriedhofen bestattet. Ihr Denkmal befindet

00:24:39: sich im nördlichen Teil des Wiener Rathausparks. Der Porträtkopf von Alfred Rürtlitzschka auf

00:24:45: einer Steele wurde 1985 von ihrer Tochter Martha enthüllt. 1983 wurde der Dr. Adolf Schärfplatz,

00:24:57: bei der 1982 eröffneten U-Bahn-Station Kagan im 22. Wiener Gemeindebezirk benannt. Ebenso

00:25:06: im gleichen Jahr eine städtische Wohnhausanlage im 16. Wiener Gemeindebezirk. Lieber Herr Schärf,

00:25:15: ich bedanke mich für dieses ganz besondere Gespräch. Ich ebenso und nun empfehle ich mich.

00:25:24: Alles Gute für Sie und das Museum und dem 15. Bezirk.

00:25:31: Danke.

00:25:32: Wirklich interessant zu hören, wie vielfältig Adolf Schärf mit dem 15. Bezirk und auch den

00:25:39: Nachbarbezirken verbunden war und auch, wie dicht er bei so vielen entscheidenden Ereignissen

00:25:46: der 1. und 2. Republik dabei war.

00:25:48: Ja, sehr interessant. Er hat von der Monarchie bis zum Beginn der 2. Republik und dem Staatsvertrag

00:25:55: alles miterlebt und auch an Zelt daran gehabt. Dicht am Rande des Geschehens.

00:26:02: Rätselkorrespondent gibt es ja heute keine bei dieser Sonderfolge.

00:26:07: Nein, die kommt erst wieder in der Septemberfolge und ich verrate es jetzt schon mal,

00:26:13: die nächste Rätselkorrespondenz wird von dir kommen, liebe Birgit.

00:26:18: Du wirst dich ab jetzt mit Karin Elisasturm abwechseln.

00:26:22: Ich werde zur Multifunktionärin und ich bin schon sehr aufgeregt.

00:26:29: Du wirst es sicher sehr gut hinbekommen, davon bin ich überzeugt.

00:26:33: Na, schauen wir mal.

00:26:35: Liebe Birgit, magst du nochmal auf unsere Augustfang-Staltung hinweisen?

00:26:40: Sehr gerne. Am Freitag, dem 30.8.2024, wird ab 19.30 Uhr Karina bei uns im Museum in der

00:26:52: Rosinagasse 4 aufspielen. Er war ja bereits bei der letzten Open-Mign-Night

00:26:58: im April vertreten und wird Mundartmusik für die Gesellschaftskritikerinnen präsentieren,

00:27:05: die sich abseits der Rebellion auch einen melodischen Fog- org-Pop mit viel getan erfreuen können.

00:27:12: Anmelden können Sie sicher von unserer Webseite und der Veranstaltungen.

00:27:17: Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

00:27:20: Ja, Birgitte. Und magst du nochmal sagen, dass unsere Hörerinnen und Hörer in der nächsten

00:27:26: regulären Folge erwartet?

00:27:28: Ja klar. In der Septemberfolge spreche ich mit dem Bezirksamtsleiter für den 15. und

00:27:34: 16. Bezir, Dominic Heijer. Da wird uns erzählen, welche Aufgaben ein Bezirksamtsleiter hat und

00:27:41: was es neu in den beiden Anzäusern geben wird.

00:27:45: Ja, das interessiert mich sehr. Ich freue mich schon auf diese Folge.

00:27:50: Ich bin auch schon gespannt. Liebe Birgitte, wir kommen wieder zum Ende dieser Folge.

00:27:55: Vielen Dank für deine Unterstützung.

00:27:57: Es war mir, wie immer, ein Ehrenamt, liebe Birgitte. Tschüss und ciao.

00:28:03: Herr Barbiergitte und bis demnächst.

00:28:06: Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, Rodolfsheim 5. Haus hat viel zu bieten.

00:28:10: Machen wir was draus gemeinsam.

00:28:13: Wenn Sie wissen über die Geschichte des 15. Bezirksarbeitern möchten,

00:28:17: wenn Sie kulturelle und gesellschaftspolitische Themen schätzen,

00:28:21: wenn Sie gespannt auf interessante Menschen und Themen,

00:28:25: was Vergangenheit und Gegenwart im 15. Bezirks sind,

00:28:28: dann sind Sie bei uns richtig.

00:28:30: Besuchen Sie unsere Ausstellungen und Veranstaltungen im Museum,

00:28:34: verfolgen Sie unsere Aktivitäten auf unserer Webseite,

00:28:37: unseren Blog, unseren YouTube-Kanal und auf Facebook, Instagram und Co.

00:28:43: Infos und Licks finden Sie in den Schornhauts.

00:28:46: Wir sind auch gespannt auf Ihre Kommentare und Anregungen.

00:28:50: Ich freue mich auf die nächsten spannenden 2x15 Minuten

00:28:55: bei 15 Minuten über den 15.

00:28:58: Und verabschiede mich mit der anregenden Musik von "Nigora"

00:29:02: und der grauschenden Stimme "Vögeliches Stadion".

00:29:06: Auf Wiedersehen.

00:29:07: Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag.

00:29:10: Ich wünsche Ihnen immer Sie diese Folge auch noch.

00:29:13: Ihre wirkliche Maite.

00:29:15: Das war eine weitere Folge von 15 Minuten über den 15.

00:29:23: Infos und Licks finden Sie in den Schornhauts

00:29:26: und auf www.museum15.at/podcast.

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