#066 Die langen vier Jahre Teil 2

00:00:00: Intro

00:00:36: Hallo Brigitte! Diese Folge erscheint ja ausnahmsweise nicht an einem 15. des Monats. Warum denn das?

00:00:43: Ja stimmt, das ist etwas ungewöhnlich und liegt dann unserem fiktiven Interview mit Anton Hanak.

00:00:50: Wenn Sie dazu übrigens mehr erfahren möchten, liebe Hörerin, lieber Hörer, empfehle ich Ihnen in die Folge 65 reinzuhören.

00:00:58: Das Interview hatte Überlänge, stimmt's? Ja, ganz genau. Ziemliche Überlänge sogar, deshalb senden wir es in zwei Teilen.

00:01:06: Teil 1 gibt es in Folge 65 - übrigens wie gewohnt mit den Berichten der Grätzelkorrespondentinnen Karin Elise Sturm und Karin Martiny -

00:01:16: und den zweiten Teil gibt's hier in Folge 66.

00:01:21: Dann wollen wir doch gleich in medias res gehen, liebe Brigitte. Aber sicher, lieber Maurizio. Zuerst begrüße ich aber noch - wie üblich - unsere Hörerinnen und Hörer.

00:01:31: Hallo und herzlich willkommen zur 66. Folge von 2x Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten. Mein Name ist Brigitte Neichl.

00:01:40: Unterstützt werde ich von meinem Kollegen Maurizio Giorgi.

00:01:44: Warum wir inzwischen bei 2x 15 Minuten gelandet sind, erfahren Sie übrigens in Folge 47.

00:01:51: Den Link finden Sie in den Shownotes. Im Folgenden bleiben wir aber einfachheitshalber bei der gewohnten Bezeichnung Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten.

00:02:02: Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert vom Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus, dem Veranstaltungs-Museum im Herzen des 15. Bezirks. Das Museum bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Events für Erwachsene und Kinder,

00:02:17: und diesen Podcast. Mehr dazu finden Sie auf www.museum15.at

00:02:24: Das gesamte Interview können Sie übrigens in Kürze auf unserem YouTube-Kanal anhören,

00:02:30: mit ein paar lustigen Hoppalas zum Schluss. Und jetzt ... geht's los! Wie kamen Sie zu Ihrer Lehrstelle in Fünfhaus? Ich erfuhr Folgendes.

00:02:42: Die besten Lehrstellen kriegt man durch die Zeitung.

00:02:46: Entweder man liest die Annoncen oder geht in die Redaktion und gibt selbst eine Annonce in die Zeitung.

00:02:55: Das war mir wieder eine neue Welt. Ich blieb zurück und las die Zeitung.

00:03:03: Das Neuigkeits-Welt-Blatt war mir am sympathischsten und ich lernte es fast auswendig.

00:03:11: Auf der letzten Seite war die Rubrik "Stellen" und ich studierte sie,

00:03:17: zu meinem Glück oder Unglück, und sah dass ein Lehrling bei einem Holzbildhauer auf ganze Verpflegung aufgenommen wird.

00:03:28: Zu erfragen in der Redaktion.

00:03:31: Eine innere Stimme sagte zu mir, dort gehst du hin. Wo genau war das? Und wie erlebten Sie die Lehrzeit?

00:03:41: Ich fand es leicht und stand im ersten Stock Herklotzgasse 6, Ecke Turnergasse und las ein auf Glas bemaltes,

00:03:52: mit Goldbuchstaben prangendes Türtaferl "Rudolf Sauer Holzbildhauer".

00:03:59: Eine Glocke, die nicht läuten wollte und ich es vorzog, zu klopfen. Dort unterschrieb ich den Vertrag auf vier Jahre.

00:04:10: Vier Jahre sind furchtbar lang.

00:04:14: Immer das gleiche wie im ersten Jahr, zusätzlich noch das schwere Arbeiten,

00:04:21: wie ist die Holzschnitzerei im harten Nussholz erfordert.

00:04:27: Täglich schon um vier Uhr früh zu arbeiten beginnen und um 9 Uhr abends aufhören, wenn nicht bis Mitternacht oder gar einen Durchmarsch machen.

00:04:39: Und für die Meisterin musste ich die Wäsche des ganzen Haushaltes,

00:04:44: auch die schmutzigen Windeln, waschen, den betrunkenen Meister versorgen, wenn kein anderer mit dem im Rausch Hilflosen zu tun haben wollte.

00:04:56: Ich wurde zu allen niedrigen, schweren, widerlichen Arbeiten in Haus und Werkstatt befohlen.

00:05:04: Dazu die mangelhafte Wäsche, keine Schuhe mehr und zu kleine Kleider. Man wächst eben heraus und wer schenkt einem neue?

00:05:15: Das war sicher keine leichte Zeit für Sie.

00:05:19: 1893 endeten dann diese langen vier Jahre und Sie gingen auf die Walz, also auf Wanderschaft.

00:05:28: Was war Ihre erste Station? Von der Genossenschaft kam die Aufforderung zur Meldung und dort wurde mir mitgeteilt,

00:05:38: dass ich laut Vertrag am 1. Mai 1893 zum Gesellen freigesprochen werde.

00:05:47: Salzburg war die erste Stadt meiner Wanderschaft.

00:05:52: Ich bekam Arbeit verdingte mich einem Meister, fand gleich ein Quartierund blieb ein volles Jahr.

00:06:01: Ich hatte viel gesehen, gehört und gelernt.

00:06:05: Dann ging ich nach München, nach Augsburg, nach Prag, nach Budapest. Überall habe ich Arbeit bekommen,

00:06:15: und gearbeitet, überall hörte ich das Loblied auf die Kunstakademie und es darf nicht wundern, wenn ich blindings am Leben vorbei ging,

00:06:28: nur Geld sparte, um einmal an die Akademie zu kommen.

00:06:34: Sie wollten Steinbildhauer werden. Im Sommer waren Sie auf Wanderschaft und im Winter besuchten Sie Fortbildungskurse an der Staatsgewerbeschule in der Schellinggasse.

00:06:47: Und dann erfüllte sich Ihr Wunsch, in die Wiener Akademie, heute Akademie der Bildenden Künste, aufgenommen zu werden.

00:06:57: Ich habe mich rasch entschlossen, den Versuch zu machen, an die Wiener Akademie zu gehen und dort zu lernen.

00:07:06: Ohne Geld und Hoffnung auf irgendeine Unterstützung.

00:07:12: Die Aufnahmsprüfung im Herbst 1898 ist mir gelungen.

00:07:19: Und da ich nichts hatte, konnte ich nichts verlieren. Mein Lehrer war Edmund Hellmer.

00:07:29: Wie erging es Ihnen im ersten Studienjahr? Professor Hellmer hatte mir eine Schulgeldbefreiung in Aussicht gestellt.

00:07:40: Dagegen hatte mich Professor Frisch

00:07:44: hinausgeworfen, weil ich seine Vorträge über Anatomie nicht besuchte. Er wollte mich nicht zur Prüfung zulassen.

00:07:53: Auf meine Erwiderung, dass ich mir am Nachmittag etwas verdienen muss, damit ich überhaupt in die Akademie gehen kann, sagte er kurz:

00:08:04: "Wenn Sie keine Mittel haben, so sollen Sie überhaupt nicht an die Akademie gehen."

00:08:13: Ich bot mich an, sofort die Anatomieprüfung zu machen, da ich sie ja schon in der Staatsgewerbeschule bei Professor Sitte gemacht hatte.

00:08:26: Jetzt wurde er versöhnlicher und entließ mich mit der Drohung, dass er meiner Prüfungsarbeit

00:08:34: eine besondere Strenge entgegenbringen würde. Die Jahre 1900 und 1901

00:08:42: brachten für Sie ja auch privat einiges Neues. Am 5. März heirateten Sie und Juliana Janitschek und am 21. Juli kam Ihr Sohn Walter zur Welt.

00:08:55: Schon im Februar mieten Sie eine Wohnung in Langenzersdorf, im Haus An den Mühlen 14. Ja, ich erinnere mich.

00:09:05: Ich schrieb damals in mein Tagebuch: Langenzersdorf. Es ist herrlich, diese Frische in der Natur.

00:09:15: Wie ein Kind spiele ich mit kleinen Kindern und bin wie neugeboren.

00:09:23: Vor meinem Fenster steht die Silhouette des Stiftes Klosterneuburg und zehn Schritte vorm Haus fließt die Donau.

00:09:33: Abends sitze ich auf einer Bank am Schutzdamm und träume angesichts der großen Natur.

00:09:43: Mein Leben hat jetzt Abwechslung. Morgens fahre ich nach Wien in die Akademie und abends bin ich auf dem Lande.

00:09:53: Am liebsten fahre ich alleine im Boot in den stillen Arm der Donau,

00:09:59: und lege mich auf dieser Halbinsel ins Gras und baue Luftschlösser. Manchmal, wenn ich an der Donau sitze,

00:10:09: bin ich wunschlos.

00:10:12: Sie haben ja auch die Möbel selbst hergestellt. Ich zimmerte mir aus ungehobelten Brettern Secessions-Möbel.

00:10:22: Als sie fertig waren,

00:10:25: wurden sie mit grüner Anilinfarbe getränkt und mein Zimmer sah interessant aus.

00:10:33: Im Juli 1902 hatten Sie dann die Allgemeine Bildhauerschule beendet und im Oktober wurden Sie in die Bildhauer- Spezialschule vom Edmund Hellmer aufgenommen.

00:10:44: Der Unterricht fand im Amateur-Pavillon im Prater statt, der im Rahmen der Weltausstellung 1873 errichtet worden war.

00:10:53: Ein Gemisch von Glück und Bangen begleitete mich nun, und als die ersten Tage

00:11:01: der Installierung im Prater Schulatelier vorüber waren,

00:11:06: kehrte mein alter Fanatismus wieder, so auch mein altes Selbstvertrauen.

00:11:14: Mein Spitzname unter den Studenten war Herbergsvater, Koch und Musikant.

00:11:23: 1904 beendeten Sie schließlich ihre Ausbildung. Für Ihre Abschlussarbeit "Grablegung" erhielten sie das Schwendenwein-Reisestipendium für eine Studienreise nach Italien.

00:11:37: Wie haben Sie diese Jahre erlebt?

00:11:40: Wenn ich diese sechs Jahre Akademie zerpflücke, so war es ein auf und nieder

00:11:48: auf Kosten meiner Gesundheit und vielleicht auch meiner Jugend.

00:11:55: Ich fühlte klar, dass es am strengsten gehen wird.

00:12:00: Ich hatte gelernt und gestrebt und würde noch die Herrlichkeiten eines langersehnten Landes genießen.

00:12:10: Ich wusste, seine Kunstwerke werden mich berauschen für die Zukunft.

00:12:17: Bereits während Ihrer Studienzeit hatten sie Preise für Ihre Arbeiten erhalten und erhielten mehrere kleinere Aufträge,

00:12:26: unter anderem für eine Gedenktafel für die verstorbene britischen Königin Victoria,

00:12:32: die im dritten Bezirk in der Anglikanischen Kirche in der Jauresgasse 21 angebracht ist. Den ersten öffentlichen Auftrag erhielten Sie 1908 von der Stadt Linz.

00:12:45: Die Brunnenfigur "Freude am Schönen" befindet sich im Linzer Volksgarten.

00:12:52: Sie waren ja mit Ihrem Werk nicht ganz zufrieden. Im Banne meines damaligen Strebens wurde

00:13:01: die "Freude am Schönen" die Grundidee für diesen Brunnen.

00:13:06: Ein ins Unendliche führender Traum, der tief im Stein stecken geblieben ist.

00:13:15: Mein Können konnte noch nicht mit dem Wollen Schritt halten. Dieses Werk hat der breiten Öffentlichkeit und allen,

00:13:24: die für unsere Zeit neue Denkmalsformen erwartet haben, eine große Enttäuschung bereitet.

00:13:33: Mein Erfolg war der, dass ich mich noch tiefer in meine Werkstatt flüchten musste.

00:13:41: In Langenzersdorf hatten Sie bereits 1904 die Familie Primavesi kennengelernt und erhielten den Auftrag, ein Porträt in Marmor von Mäda Primavesi zu erstellen.

00:13:55: Die Primavesis wurden in der Folge über mehr als ein Jahrzehnt Ihre wichtigsten privaten Förderer. Otto Primavesi und seine Frau Gemahlin Mäda

00:14:06: bekundeten ein immer lebendiges Interesse an meinen Arbeiten, an meinen Ideen und Plänen.

00:14:14: Ich wurde häufig eingeladen in ihr Olmützer Heim und war bald bei allen verwandten Familien ein gern gesehener Gast.

00:14:24: Ab 1905 betrieben Sie ja erstes eigenes Atelier in der Goldegggasse 9 im 4. Bezirk,

00:14:32: ab 1908 arbeiteten Sie dann im Pavillon de Amateur im Prater.

00:14:40: Ab 1910 entstanden unter anderem folgende Werke "der Gigant",

00:14:46: Figuren für das Landhaus Otto Primavesi im mährischen Winkelsdorf und die Villa Robert Primavesi im 13. Bezirk.

00:14:56: "Der letzte Mensch", das war zwischen 1914 und 1917, das Kriegerdenkmal für Langenzersdorf 1922,

00:15:06: und "Der brennende Mensch" 1922. Dieses wilde Treiben des Lebens mit einem Willenlosen,

00:15:15: der nirgends Ruhe finden kann, dem jeder Klang ein Signal ist, dem jeder Stoß ein Vorwärts bedeutet,

00:15:24: dieses Kreisen und Rasen war in den letzten Jahren zu einem verzehrenden Brand angewachsen,

00:15:34: der nicht nur mein Inneres, sondern auch mein Äußeres in lodernde Flammen verwandelt hatte.

00:15:44: "Der brennende Mensch".

00:15:48: So brenne ich und verbrenne. Ein Brand, der nie gelöscht werden kann.

00:15:56: 1923 übersiedelten Sie ins Pfarrerstöckl des Hetzendorfer Schlosses.

00:16:04: 1924 wurde Ihre Porträtfigur des Anatomen Emil Zuckerkandl im Arkadenhof der Wiener Universität enthüllt.

00:16:13: In der 1920er Jahren war dann das Rote Wien Ihr wichtigster Auftraggeber.

00:16:19: Besonders zwei Plastiken beschäftigten Sie da besonders.

00:16:24: Unerwartet riss mich eine starke Hand von diesem Abgrunde und gebot wieder nach langer, langer Zeit eine Aufgabe zu lösen.

00:16:37: "Magna Mater" - eine Mutter, besser eine Fürsorge, die auf der Straße die Kinder zusammenklaubt,

00:16:48: die sie aus den Gefahren der Straße errettet.

00:16:52: Eine Bekrönung der ganz hervorragenden Fürsorge der Stadt Wien,

00:16:59: um die Jugend, die nur zu oft der Straße überliefert, auf der Straße vergessen wird.

00:17:10: In überlebensgroßen Dimensionen als Mittelpunkt eines Brunnens von allen Seiten eine vollkommene Plastik.

00:17:22: Und eine zweite Aufgabe gab es zu lösen, die der vorigen nicht nachstand.

00:17:29: Eine Plastik für das Gräberfeld der am Zentralfriedhof beerdigten Soldaten des Weltkrieges.

00:17:40: "Die Schmerzensmutter" - eine Aufgabe, die nach allen Dimensionen eng begrenzt ist.

00:17:49: Die aus dem tiefsten Inneren der Menschlichkeit nur nach oben den Weg der Erlösung und Befreiung suchen kann.

00:18:00: Der 1926 entstandene "Magna Mater"-Brunnen für die Kinderübernahmestelle in der Lustkandlgasse 50 wurde 1964 in den Park bei der Maurer Pfarrkirche transferiert.

00:18:16: 1928 gestalteten Sie die Victor Adler-Büste für das Denkmal der Republik an der Wiener Ringstraße.

00:18:24: Ab 1913 waren Sie 20 Jahre als Hochschulprofessor an der Wiener Kunstgewerbeschule, ab 1932 als ordentlicher Professor für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste tätig.

00:18:40: Wer waren Ihre Schülerinnen und Schüler? Ich erinnere mich noch an Margarete Hanusch,

00:18:50: Heinz Leinfellner, Hilde Uray,

00:18:56: Franz Xaver Wirth, Angela Stadtherr und Fritz Wotruba.

00:19:04: Ihre letzte Arbeit war ab 1931 das Emniyet-Denkmal oder "Denkmal des Vertrauens" im Auftrag der türkischen Regierung in Ankara.

00:19:17: Diese konnten Sie nicht mehr beenden. Schon seit Jahren litten Sie aufgrund des feinen Steinstaubes an Angina Pectoris und auch Ihr Herz wurde immer schwächer. Im

00:19:29: November 1933 erlitten Sie einen Herzanfall. Die Weihnachtsfeiertage verbrachten Sie bei der Familie ihres Sohnes Walter.

00:19:38: Trotz Krankheit und Schwäche setzten Sie die Arbeit in Ihrem Atelier fort und besorgten die Überprüfung der Arbeiten in der Erzgießerei.

00:19:48: Am 4. Jänner erlitten Sie einen schweren Herzanfall und wurden von einem Schüler vom Atelier nach Hause gebracht,

00:19:57: wo Sie am 7. Jänner starben. Ihr Begräbnis fand am 11. Jänner auf dem Hietzinger Friedhof statt.

00:20:05: Die Grabrede hielt der Rektor der Akademie der Bildenden Künste Wien, Peter Behrens. Ja, so ging mein Leben zu Ende.

00:20:16: Was wurde aus dem Denkmal?

00:20:19: Die Bronzefiguren für das Emniyet-Denkmal wurden durch einige Ihrer Schüler 1936 vollendet.

00:20:27: Gerne hätte ich das noch selber gemacht, aber gut dass es fertig gestellt wurde.

00:20:34: Zum Schluss möchte ich noch ein paar Zeilen aus einem Nachruf von Max Ermers vom 21.1.1934 in der Zeitschrift der Kuckuck Nummer 3/1934 zitieren.

00:20:49: In der Fülle von Gestalten und Figuren, die das Ringen, Sehnen und Leiden unserer Zeit versinnbildlichen,

00:20:56: machte er sich nun jahrzehntelang Luft.

00:21:00: Es ist als ob er für den uns alle bedrückenden schmerzhaften Unterbau unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystem,

00:21:08: den künstlerischen, in eine Höhe besondere Art gehobenen Überbau der leidenden Seele schaffen müsste.

00:21:17: Aber er bleibt nicht wie Meunier, der andere große Bildhauer unserer Zeit, bei der Schilderung der Qual des stillen Heldentums der Arbeiterschaft stehen.

00:21:28: er lässt das Leid der Zeit über die Klasse hinauswachsen,

00:21:33: das ganze Volk, die ganze Menschheit wird aus der Unerträglichkeit der einmal gegebenen Zeitsituation heraus zum leidenden, zum sehnenden, zum anklagenden Tantalus.

00:21:45: So entstehen in große Fülle seine Männer- und Frauengestalten,

00:21:50: die Symbol sind für innere Spannungen, für unerträglich werdende Gefühle, für versuchte Durchbrüche ins Freie einer neuen besseren höheren Zeit.

00:22:02: Im "Giganten" schreitet noch die Menschheit dumpf und unsicher und schmerzlich ihren unbewußten Weg dahin,

00:22:10: in der "Sphinx" blickt sie tief ins Innere ihrer fatalen Rätselhaftigkeit.

00:22:16: Im "Gebet" erwächst ihr Flehen nach Erlösung zu religiös überreligiöser Aufwärtsgebärde.

00:22:24: Im "Neuerer" gewinnt der Wunsch nach Überwindung des Alten, nach Hineinschreiten ins kommende Traumhafte Gestalt.

00:22:33: Im "Fanatiker" gesteigerten leidenschaftlichen Ausdruck im "Großen Leid" schwebt einer Wolke gleich der alles läuternde Schmerz über uns.

00:22:45: Im "Brennenden Menschen" verbrennt der Sehnsüchtige förmlich vor unseren Augen in Glut und Flammen der Ekstase.

00:22:53: Es ist Hanak selbst.

00:22:56: Dazwischen erwachsen unter seinem Meisel Gestalten ruhigerer Sammlung, des Hineinhorchens in sich, ins bessere Ich, ins höhere hoffnungsvollere Sein.

00:23:08: Gestalten, deren absolute Schönheit nicht mehr durch den Schmerz des negativen Erlebnisses getrübt ist. "Die Stimme von oben",

00:23:18: "Der Traum", "Die Erhebung,  "Die schöpferischen Kräfte" gehören dieser Reihe an.

00:23:26: Die Gräuel des Weltkrieges und Millionen Toten lassen dann in ihm die Vision des "letzten Menschen" reifen, der als lebendig Gekreuzigter unter der Wucht der Ereignisse zusammenbricht.

00:23:41: Vielen Dank für diese Zeilen. Der Mann hat mich und mein Werk sehr gut verstanden.

00:23:49: Ich wünsche Ihnen alles Gute und werde mich jetzt wieder entfernen.

00:23:56: Lieber Herr Hanak, ich bedanke mich für das Gespräch. Adieu! Adieu!

00:24:03: In Teil eins gab es hier einen Cliffhanger, was die Zeit von Anton Hanak bei uns im 15. Bezirk betrifft.

00:24:10: Jetzt wissen wir also Bescheid. Auch über die berufliche Tätigkeit des Bildhauers und dessen Werke.

00:24:16: Interessant fand ich auch die Schilderungen über Langenzersdorf, wo er ja einige Jahre gewohnt und sich sehr wohl gefühlt hat.

00:24:24: Im Blogtitel zur Podcast-Folge finden Sie auch viele Bilder zu Anton Hanak, seinen Werken, zum Langenzersdorf Museum, das aus dem Hanakmuseum hervorgegangen ist, und zu den Orten, an denen der Künstler gelebt hat.

00:24:39: Ein Blick in den Blogartikel lohnt sich also auf jeden Fall, liebe Hörerin, lieber Hörer.

00:24:45: Vielleicht magst Du uns auch noch mal sagen, wer Anton Hanak gemimt hat. Ja gern.

00:24:50: Unser Anton Hanak wurde vom Leiter des Circus- und Clownmuseums Michaels Swatosch dargestellt. Vielen Dank an dieser Stelle an Dich, Michael. Mein Dank gilt auch in dem anderen Museumskollegen nämlich Philipp Maurer von Bezirksmuseum Wieden,

00:25:05: der mich überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht hat, dass Anton Hanak Bezüge zum 15. Bezirk hat.

00:25:11: Und danke auch an unsere Museumskollegin Silvia Platzer für die Unterstützung bei der Recherche.

00:25:17: Und noch jemandem möchte ich danken, nämlich dem Leiter des bereits erwähnten Langenzersdorf Museums, Mag. Gregor-Anatol Bockstefl.

00:25:27: Er hat mich durch die Hanak-Ausstellung geführt und mir viele interessante Infos vermittelt.

00:25:32: Ich möchte Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer noch auf eine Veranstaltung am Freitag, dem 25. August aufmerksam machen.

00:25:41: Ab 20 Uhr gastiert bei uns im Museum nun schon zum zweiten Mal die Liedermacherinnen Liedermacher Lounge.

00:25:48: Musikalischer Gast ist die niederösterreichische Liedermacherin Vicky Halo. Sie erzählt in ihren Liedern Geschichten.

00:25:56: Zwischen Sehnsüchten und Träumen verstecken sich Szenen aus dem Alltag, die mit starken Melodien lebhafte Bilder malen.

00:26:04: Oft sind es die leisen Töne, die am lautesten nachklingen. Die Moderation übernehmen Andre Blau und Kathi Kern.

00:26:12: Anmelden können Sie sich auf unserer Webseite unter www.museum15.at/veranstaltungen

00:26:23: In der nächsten Podcast-Folge die am 15. September erscheinen wird,

00:26:28: gibt es, passend zum Schulanfang Ausschnitte aus Interviews zum Thema Schule.

00:26:34: Die Gespräche hat unsere Kollegin Erika Trdy bei der Eröffnung des Tages der Bezirksmuseen am 12.3. geführt.

00:26:42: Das Thema unserer Sonderausstellung lautet ja "Bildung in Rudolfsheim-Fünfhaus einst und jetzt".

00:26:48: Und ab 4. September sind wir wieder regulär zu den Öffnungszeiten vor Ort für Sie da, liebe Hörerin, lieber Hörer, und zwar am Montag von 17 Uhr bis 19 Uhr und am Freitag

00:27:02: von 15:30 bis 17:30, ausgenommen an Feiertagen und schulfreien Tagen.

00:27:10: Wir kommen wieder zum Ende dieser eingeschobenen Folge. Vielen Dank für Deine Unterstützung, lieber Maurizio. Es war mir wie immer ein Ehrenamt, liebe Brigitte. Ciao und baba. Baba Maurizio!

00:27:23: Ja, liebe Hörerin, lieber Hörer. Rudolfsheim-Fünfhaus hat viel zu bieten, machen wir was draus - gemeinsam. Wenn Sie Ihr Wissen über die Geschichte des 15. Bezirk erweitern möchten, wenn Sie kulturelle und gesellschaftspolitische Themen schätzen,

00:27:38: wenn Sie gespannt auf interessante Menschen und Themen aus Vergangenheit und Gegenwart im 15. Bezirk sind, dann sind Sie bei uns richtig.

00:27:47: Besuchen Sie unsere Ausstellungen und Veranstaltungen im Museum, verfolgen Sie unsere Aktivitäten auf unserer Webseite, unserem Blog, unserem YouTube-Kanal und auf Facebook, Instagram und Co.

00:27:59: Infos und Links finden Sie in den Shownotes. Wir sind auch gespannt auf Ihre Kommentare und Anregungen.

00:28:06: Ich freue mich auf die nächsten spannenden 2x 15 Minuten bei Fünfzehn Minuten über den Fünfzehnten und verabschiede mich mit der anregenden Musik von Nigora und der berauschenden Stimme von Michael Stark.

00:28:21: Auf Wiederhören. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag, wann

00:28:26: immer Sie diese Folge auch hören. Ihre Brigitte Neichl.

00:28:33: Outro

00:28:38: Outro

00:28:45: Outro